Der Verdacht auf einen Leistenbruch ist bei einer Frau auch ohne die typische Schwellung in der Leiste immer ernst zu nehmen. Hier erfahren Sie, warum. Bei einem Leistenbruch – auch Leistenhernie genannt – hat die vordere Bauchwand in der Leistenregion eine Schwachstelle, durch die sich Bauchfell mit oder ohne andere Teile des Bauchraums (wie Darm oder Fettgewebe) sackartig nach außen wölben kann. Dieser Bruchsack verursacht typischerweise eine Schwellung in der Leiste, die meist gut als weiche Beule tastbar ist. Doch vor allem in der ersten Zeit verläuft ein Leistenbruch bei Frau und Mann öfter ohne sichtbare Schwellung. Auch Schmerzen oder sonstige Beschwerden verspüren viele Betroffene anfangs kaum oder gar nicht. Mit der Zeit kann sich der Bruch allerdings immer deutlicher bemerkbar machen. Eine Heilung ist nur mit einer Operation erreichbar. Mitunter lässt sich die OP aufschieben. Doch ein Leistenbruch bei der Frau sollte immer – auch ohne zunehmende Schwellung und/oder Beschwerden – zeitnah operiert werden. Das liegt an dem bei Frauen vergleichsweise hohen Risiko für Komplikationen. Leistenbruch kann bei Frauen leichter stecken bleiben Ein Grund für das erhöhte Risiko ist, dass ein Leistenbruch bei der Frau auch ohne ständig sichtbare Schwellung häufiger in der Bauchwandlücke stecken bleibt. Eine solche Einklemmung erfordert eine sofortige OP, um mögliche schwere Komplikationen wie Darmdurchbruch, Bauchfellentzündung und Sepsis abzuwenden beziehungsweise zu behandeln. (Lesen Sie auch " Darm eingeklemmt – welche Symptome das auslösen kann ".) Frauen haben öfter (auch) einen Schenkelbruch Ein weiteres Risiko ergibt sich daraus, dass hinter einem vermeintlichen Leistenbruch bei der Frau in Wirklichkeit ein Schenkelbruch stecken kann: Schenkelbrüche treten überwiegend bei Frauen auf – am häufigsten ab Mitte 60. Hingegen kommen Leistenbrüche hauptsächlich bei Männern vor (mehr dazu erfahren Sie hier ). Einige Frauen haben auch gleichzeitig einen Schenkel- und einen Leistenbruch. Leistenbrüche entstehen oberhalb vom Leistenband (einem Bindegewebsstrang, der beidseitig von der Beckenschaufel schräg nach unten zum Schambein verläuft). Schenkelbrüche – auch Schenkelhernien genannt – bilden sich am Oberschenkel unterhalb vom Leistenband. Beide Brüche können eine Schwellung in der Leiste mit Schmerzen verursachen (wobei die Schmerzen beim Schenkelbruch meist stärker sind). Doch ein Schenkelbruch verläuft zunächst noch öfter als ein Leistenbruch bei der Frau ohne sichtbare Schwellung. Zudem lässt er sich häufig – vor allem bei starkem Übergewicht – nur schlecht ertasten. Ob ein Schenkelbruch statt oder zusätzlich zum Leistenbruch vorliegt, ist bei Frauen daher schwer zu erkennen. Das Problem: Bei Schenkelbrüchen kommt es noch häufiger zu Einklemmung, sodass betroffene Frauen ohne OP ein hohes Risiko für teils lebensbedrohliche Komplikationen haben. Bei bis zu vier von zehn Frauen mit Schenkelbruch liegt zum Zeitpunkt der Diagnose bereits eine Einklemmung vor. Oft gelingt die Diagnose eines Schenkelbruchs bei der Frau erst während einer Operation. Die gute Nachricht lautet jedoch: Schenkel- und Leistenbruch lassen sich bei der Frau gut durch eine minimalinvasive OP mit Netz behandeln. Lesen Sie hierzu auch " Was ist nach einer Leistenbruch-OP mit Netz zu beachten? ".