Erscheinen Gegenstände in der Ferne unscharf, spricht man von Kurzsichtigkeit. Ein bestimmter Nährstoff könnte dabei helfen, der Sehstörung vorzubeugen. Kurzsichtigkeit ist weit verbreitet: Schätzungsweise jede dritte Person in Europa ist kurzsichtig. Dabei setzt die Sehstörung normalerweise schon im Grundschulalter ein. Daher ist es Experten zufolge besonders wichtig, einer Kurzsichtigkeit schon im Kindes- und Jugendalter entgegenzuwirken. Forschende der Chinese University of Hongkong liefern nun Hinweise darauf, dass auch die Ernährung eine Rolle spielen könnte: genauer gesagt, die Omega-3-Fettsäuren, wie sie etwa in einigen Fischarten oder Nüssen vorkommen. Ihre Studie wurde im Fachblatt "British Journal of Ophthalmology" veröffentlicht. Bereits vor einigen Wochen hatten chinesische Forscher einen Zusammenhang zwischen der Ernährung und der Entwicklung eines Grauen Stars festgestellt . Augapfel wuchs weniger stark bei Omega-3-reicher Ernährung Im Rahmen der aktuellen Untersuchung analysierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ernährung von 1.005 Kindern im Alter zwischen sechs und acht Jahren. Die jungen Teilnehmenden stammten alle aus Hongkong. Mithilfe eines Fragebogens bestimmten die Forscher, wie viele Omega-3-Fettsäuren die Kinder durchschnittlich zu sich nahmen und verglichen diese Werte mit der Länge des Augapfels sowie der Ausprägung der Kurzsichtigkeit. Das Ergebnis: Kinder, die besonders viele Omega-3-Fettsäuren aufnahmen, hatten im Durchschnitt kürzere Augäpfel. Das Wachstum des Augapfels unterschied sich zwischen den Gruppen mit der höchsten und niedrigsten Omega-3-Zufuhr im Schnitt um 0,21 Millimeter. Das entspricht etwa 0,23 Dioptrien – ein kleiner, aber messbarer Unterschied. Da sich Kurzsichtigkeit in den meisten Fällen durch ein zu stark verlängertes Auge entwickelt, deuten die Ergebnisse laut den Studienautoren auf einen schützenden Effekt der Omega-3-Fettsäuren hin. Lesen Sie auch : Omega-3-Fettsäuren können das Altern verlangsamen Möglicher Einfluss auf die Durchblutung des Auges Bereits frühere Tierversuche hatten darauf hingedeutet, dass Omega-3-Fettsäuren die Durchblutung der sogenannten Aderhaut – einer gut durchbluteten Schicht zwischen Netzhaut und Lederhaut – verbessern. Ist die Durchblutung gestört, kann das die Lederhaut schwächen. Sie gibt dem Auge Stabilität. Wird sie zu schwach, wächst der Augapfel in die Länge, und genau das begünstigt die Entstehung von Kurzsichtigkeit. Die aktuellen Daten unterstützen diese Annahme. Allerdings betonen die Studienautoren, dass ihre Ergebnisse keine Kausalität beweisen. Denn bei der Studie handelt es sich nur um eine Beobachtungsstudie. Weitere Studien an Menschen seien nötig, um zweifelsfrei zu beweisen, dass Omega-3-Fettsäuren vor Kurzsichtigkeit schützen. Was bedeutet das für die Praxis? Die Erkenntnisse aus Hongkong liefern neue Ansatzpunkte, wie sich das Fortschreiten von Kurzsichtigkeit möglicherweise bremsen lässt. Zudem ist es allgemein ratsam, den Anteil an Omega-3-Fettsäuren in der Ernährung zu erhöhen. Denn Omega-3-Fettsäuren haben einen positiven Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System : Sie können die Blutfettwerte und den Blutdruck regulieren. So sinkt das Risiko für viele Herzkrankheiten. Auch in anderen Bereichen könnten Omega-3-Fettsäuren schützen – etwa vor bestimmten Krebserkrankungen, Demenz oder der altersbedingten Makuladegeneration . Hochwertige Omega-3-Fettsäuren sind etwa in Lachs, Makrele, Algenöl, Leinsamen und Leinöl oder Walnüssen enthalten. Allerdings reicht es nicht, nur die Ernährung umzustellen. Entscheidend sind laut Experten etwa zwei Faktoren: Kinder sollten täglich mindestens zwei Stunden draußen bei Tageslicht verbringen. Außerdem sollten sie regelmäßig Pausen machen, wenn sie lange auf Bildschirme oder in Bücher schauen. In diesen Pausen ist es wichtig, immer mal wieder in die Ferne zu blicken. Eine Faustregel besagt: nach 30 Minuten Naharbeit für 10 Minuten in die Ferne schauen.